(un)tote Medien

„BITTE KEINE PLAKATE…“

Plakate sind doof, Anzeigen sind zu teuer (überhaupt ist Print tot), TV ist zu aufwendig und Radio hört doch sowieso keiner mehr – daher bitte ausschließlich nur noch Online-Werbung und großausgebreitete Social Media Kampagnen, vollkommen gleich wobei es sich bei meinem Produkt oder meiner Zielgruppe handelt. Außerdem kann ich so auch meinem Chef sofort schöne Zahlen liefern, die den Erfolg der Kampagne bestätigen … Ähm, nein.

…ODER DOCH?

Richtig ist, dass eine Kampagne, bei der man klassische Medien miteinbeziehen möchte, eine gewisse Vorlaufzeit benötigt und man hier und da mit Verfügbarkeiten zu kämpfen hat (besonders, wenn ich mich am ersten Advent noch eben schnell entschließe eine Weihnachtskampagne zu launchen). Online ist das natürlich absolut kein Problem (je nachdem was genau ich bewerben möchte, könnte aber auch das zu spät sein, um die Message an den Empfänger zu bringen). Richtig ist auch, dass Online-Werbung den angenehmen Nebeneffekt hat, dass ich den Erfolg meiner Kampagne oder was denn da mit meinen Skyscrapern, Google Ads, Insta Posts oder sonst was genau gemacht wurde, in verständlichen Zahlen geliefert bekomme. Aber ist klassische Werbung deshalb tot? Oder zumindest obsolet?

Die Frage lässt sich doch ganz einfach beantworten: Dazu nehme man sich eine Zeitschrift, mache den Fernseher an oder setze sich ins Auto oder macht einen kleinen Bummel durch die Einkaufsstraße. Tot ist da nichts (nur bitte nicht das alte Telefonbuch durchblättern, das hat‘s nun wirklich hinter sich). Wir werden in unserem täglichen Leben noch immer ununterbrochen von Werbung in ihrer klassischen Form begleitet. Nicht immer nehmen wir sie wahr – dazu gehört wiederum das richtige Motiv und die richtige Botschaft – aber Wiedererkennungswert und mein neuer schöner, nerviger aber umso einprägsamerer Radiojingle, sind manchmal einfach viel mehr wert als tausend Klicks oder Likes.

Zum Thema richtiges Motiv: wer einmal versucht hat ein Kampagnenmotiv, das mit viel Hingabe und künstlerischen Ambitionen auf Kundenwunsch zunächst auf A4 quer entwickelt wurde, um es dann nach der begeisterten Freigabe ausschließlich auf das Format 160×600 Pixel zu bringen … der freut sich natürlich über diese spannende Herausforderung … dennoch lässt sich vieles, insbesondere das Image eines Unternehmens, oftmals besser in einem statischen Format, schön groß und auffällig rüberbringen, als blinkend im Internet. Zudem, das ist allerdings beinahe schon eher ein „deutsches“ Phänomen, haben viele Leute noch immer eine seltsame Angst vor dem Internet und würden nicht im Traum daran denken auf eine Werbeanzeige zu klicken (denn dann wird ihr Konto mit einem Schlag leergeräumt) beziehungsweise fühlen sich im Internet eher „belästigt“ von Werbung, als auf der Straße oder im Radio.

ALSO KEIN ONLINE?

Doch, auf jeden Fall auch Online. Die Betonung liegt auf AUCH oder wie man so schön sagt „Der Mix macht’s“. Wie genau der perfekte (den gibt es natürlich nicht) Media-Mix aussieht, hängt dabei wie alles andere in der wunderbaren Welt des Marketing von verschieden Faktoren, wie Timing, Budget, Zielgruppe, Kampagnenziel usw. ab. Aber genau um das herauszuarbeiten, sind ja wir Agenturen da! Außerdem macht es uns die Medienlandschaft immer leichter und leichter sich wieder vermehrt für ursprünglich klassische Medien zu entscheiden, in dem man sie – jetzt kommt’s – digitalisiert: Plakate weichen nach und nach digitalen Screens, TV-Werbung ist dank smartTV steuerbar und sogar bezahlbar und meinen Radiospot spiele ich über angesagte Musik-Streamingdienste. Der Vorteil: verkürzte Vorlaufzeiten, Produktionskosten verringern sich und die Verfügbarkeiten sind meist auch kein Problem mehr. 

Aber auch hier gilt, analog ist deshalb nicht schlechter und sollte weiterhin berücksichtigt werden. Großflächenplakate, Ganzsäulen und Billboards sind die Bilder an den Wänden unserer Städte. Und wenn man mal ein paar Jahre zurückdenkt, als Online-Werbung in meinem Ausbildungslehrbuch gerade mal ein bis zwei Seiten füllte, kamen die Ebook-Reader groß raus und schnell wurden Stimmen laut die sagten: „das ist das Ende des gedruckten Buches“… mal im Ernst, das war alles, nur nicht das Ende des Buches oder das Ende vollgestellter Bücherregale mit unzähligen Folianten, die entweder schon fünfmal durchgelesen wurden oder es auch in fünf Jahren noch nicht sein werden.

FAZIT

Online-Werbung ist gut und wichtig. Online-Werbung macht es uns in vielen Situationen leichter und lässt uns manchmal besser planen und performen. Deshalb sind andere Medien aber nicht irrelevant, ganz im Gegenteil. Sie fordern unsere Kreativität ein Stück mehr und überbringen Werbebotschaften auf unterschiedlichste Weise, sodass sie uns im Gedächtnis bleiben.

komm an bord

erwischt!